Haters gonna hate & that´s why you gotta love ya sista!

Diesen Beitrag verfasse ich in erster Linie als Woman of Color. Sicherlich können sich auch Menschen, die sich als Queer definieren, weiße Frauen oder männlich sozialisierte Wesen in irgendwelchen Punkten wiederfinden. Betonen wollte ich das nur, um meinen persönlichen Standpunkt nachvollziehbarer zu machen.

Mir ist es wichtig, dass Leser*innen verstehen, dass dies Reflexionen sind. Über etwas zu reflektieren ist ein persönlicher Prozess, den ich mit People of Color teilen möchte, weil ich davon überzeugt bin, dass viele unserer Erfahrungen – so individuell sie auch sein mögen – an sehr vielen Punkten parallelen aufzeigen. Parallelen, die sich durch unsere Identität als People of Color ergeben.

Ich hoffe, dass auch andere PoC es aufregend finden, Parallelen zu entdecken, oder Denkanstöße zu Dingen zu bekommen, über die sie vorher nicht reflektiert haben. Beide Erfahrungen habe ich persönlich immer wieder gemacht, wenn ich Artikel oder Bücher gelesen habe. Wir sind umgeben von Ideen. Täglich reden wir mit so vielen Menschen, tauschen uns aus, diskutieren, streiten, stimmen überein. Jede dieser Interaktionen macht irgend etwas mit uns. Deshalb verstehe ich diese Blog nicht als eine Plattform auf der ich reflektiere, sondern als eine Plattform, durch die hindurch ich gemeinsam mit anderen reflektiere.

Finding your place in a white & male dominated society

Ich glaube die beste Entscheidung, die ich je getroffen habe war es mir selbst früh genug zu sagen, dass keine fertige beste Version meiner Selbst existiert. Dass es kein Bild meiner Selbst gibt, dass ich in fünf oder zehn Jahren erreichen möchte. Es war das Eingeständnis, dass ich mich ein einem ständigen Prozess der Entwicklung befinde und auch befinden möchte. Das ist mit vielen Unsicherheiten verbunden. Vor allem, wenn uns unser soziales Umfeld immer wieder nahelegt, dass wir so früh schon wissen müssen, wer wir sind und wohin wir wollen.

Als Woman of Color definiere ich mich selbst noch gar nicht so lange. Rückblickend kann ich sagen, dass ich meine Lebenserfahrungen als Woman of Color gemacht habe, auch wenn ich es nicht spezifisch als eine meiner Identitäten wahrgenommen habe. Denn es ist wie es ist. Als Person of Color erleben wir Dinge, die weiße Menschen nicht erleben. Doch es gehören mehr zu einem Menschen, als die kulturellen Identitäten (egal ob real oder zugeschrieben). Aufgrund der Körper, in die wir hineingeboren wurden, sind wir mit entsprechender Sozialisation und Fremdbildern konfrontiert. Bilder, die den Umgang unseres Gegenübers mit uns maßgeblich prägen.

Und dann kommen noch andere Kategorien, die im sozialen Miteinander Differenzierungen schaffen. Inklusion auf der einen, Exklusion auf der anderen Seite. Bildungsweg, finanzielle Lage und vieles mehr. Bourdieu würde hier jetzt mit sozialem und kulturellen Kapital argumentieren. Doch ich möchte hier jetzt nicht alle möglichen Kategorien der Identitätskonstruktion und Differenzierung ausdiskutieren. Wie etwas weiter oben bereits angedeutet, machen unsere Lebensumstände und die Begegnungen in die wir oft auch durch diese Lebensumstände geraten, etwas mit unserem Selbst.

So kann ich mich sehr genau an Momente in meiner Schulzeit erinnern, in denen ich unfassbare Angst vor Rechtschreibfehlern hatte. Nicht einfach nur, weil Menschen ungerne mit ihren Fehlern wahrgenommen werden, sondern weil ich innerlich von dem Gedanken erdrückt wurde, dass mein Rechtschreibfehler auf meinen türkischen Background zurückgeführt wird.

Oder aber auch an Momente, wo ich für meine Arbeit gelobt wurde. “Du kannst echt gut reden. Super Vorträge halten.” Wurde meine Leistung jetzt nur als so gut empfunden, weil es die Erwartungen meines Gegenübers übersteigert hatte?

Auch als Frauen sind wir mit einer Reihe von Erwartungen, Fremdbildern, und Lebensrealitäten konfrontiert. Woman of Color – Realitäten unterscheiden sich sowohl von den Realitäten weißer Frauen, als auch rassifzierter Männer. Ich hasse es zu Kochen. Und oft frage ich mich, ob ich es so sehr hasse und mich dem immer so sehr verweigert habe, weil ich das Gefühl hatte, dass es von mir als junge Frau erwartet wird. Wir leisten einen Widerstand gegen stereotype Fremdbilder und orientieren unser Selbstbild eben doch wieder an jenen, gegen die wir einen Widerstand leisten. Wieso sind wir so sehr mit dem beschäftigt, was wir nicht sein wollen?

Vielleicht ist dies in irgendeiner Weise das, wie Gesellschaft und soziales Miteinander funktionieren. Das wir in erster Linie Erwartungshaltungen antizipieren, um unser Selbst dann darüber zu definieren, was wir nicht sein wollen. Die Frage ist nur, wie wir auf unserem Weg zu unserem Selbst mit unseren Sistas umgehen.

Wir empören uns darüber, dass wir von der weißen Mehrheitsgesellschaft als unterdrückt dargestellt werden. Haben es satt, dass Wanna be Feministinnen wie Femen über unsere Köpfe hinweg reden, uns – im Falle von Hijabis – von unserem Kopftuch ´befreien´ wollen. Und doch degradieren wir uns in unserem Kampf gegen rassistische und sexistische Stereotype, wie etwa der Kopftuchträgerin, die mit fünf Kindern unterwegs ist, untereinander.

Während wir also gegen die rassistischen Stereotype ankämpfen, werden wir im gleichen Atemzug klassistisch jenen gegenüber, die unseren struggle teilen aber andere Lebensentwürfe oder Hintergründe haben.  Wir wehren uns dagegen, in ´gut integriert´ und ´schlecht integriert´ unterteilt zu werden und werden manchmal doch etwas kurzsichtig dafür, wie weitreichend diese Kategorisierungen eigentlich sind. Der Widerstand den wir führen muss ein intersektioneller sein. Einer, der sich nicht des Kapitalismus bedient, vor allem  nicht wenn wir beklagen, dass Kapitalismus und Kolonialismus zusammenhängen.

Shout out your Girl Crush

Unsere Gedanken und Reflexionen werden sehr oft von anderen Menschen angestoßen. In meinem Fall vor allem auch sehr oft von unglaublich starken Frauen mit den unterschiedlichsten Lebensentwürfen. Wir nehmen viel mehr Eindrücke auf, als wir aktiv reflektieren können. Aber wie oft teilen wir diesen Frauen mit, welche prägende Rolle sie in unserem Leben schon hatten?

So sehr damit beschäftigt, nach außen die eigenständige und unabhängige Person darzustellen, finden wir es befremdlich zu unserem Girl Crush zu stehen. Und wenn der Weg der eigenen Selbstermächtigung nun daran vorbeiführt, deine Schwester zu empowern?

In unserem Widerstand gegen white supremacy ist es vor allem die Kraft, die wir unseren Verbündeten geben, die unseren Erfolg maßgeblich beeinflussen wird. Oft sind wir gerade mit Women of Color härter im Urteil und Umgang, als mit anderen Menschen. Vielleicht, weil wir  – angetrieben von dem Ziel nicht in Schubladen gesteckt zu werden – , mit unseren Schwestern das machen, weswegen wir überhaupt das Bedürfnis hatten, uns der weißen männlichen Dominanz zu widersetzen. Anstatt unseren Erfolg in dem Abheben von unseren Sistas zu suchen, sollten wir unseren Erfolg in ihrem Erfolg erkennen.

Du findest eine Frau unglaublich toll. Bewunderst sie für irgend etwas? Gut! Sag es ihr! Nicht unbedingt mit diesem Facebook-Tamtam, sondern persönlich. Am Telefon, von Angesicht zu Angesicht. Oder in einer privaten Nachricht. Oder in dem du über ihre Arbeit berichtest, ihre Arbeit in deine integrierst, sich auf Sachen die sie sagte oder tat beziehst. Unterstütze deine Schwester in ihren Plänen für ihre Zukunft. Denn in einer Gesellschaft, die es uns nicht selten schwer macht an unsere Ideen, Ideale und Fähigkeiten zu glauben, ist es unglaublich wichtig Schwestern um einen herum zu haben, die einen unterstützen. Personen, mit denen Frau sich austauschen und bei denen sie Kraft tanken kann. Ein tagtäglicher Widerstand kann nur mit tagtäglichem Empowerment geleistet werden.

Wir alle brauchen eine Schwester, die unser Herz mit den Worten “You are a daughter, a sister, a friend and a mother to me” erwärmt und uns den nötigen Kick gibt, um an uns und unsere Ideen und Fähigkeiten zu glauben. Sei diese Schwester für eine andere Frau und halte ganz fest an jenen Freundschaften, die dir diesen support bieten.

In the end the world is full with negative shit. Surround yourself with the right people!

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